Gespräch mit dem Wegewart: „Wanderregion Teutoburger Wald hat viel Qualität gewonnen“

//Gespräch mit dem Wegewart: „Wanderregion Teutoburger Wald hat viel Qualität gewonnen“

Gespräch mit dem Wegewart: „Wanderregion Teutoburger Wald hat viel Qualität gewonnen“

Mehr als 100 ehrenamtliche Wegewarte pflegen rund 1.500 km Wanderwege im Land des Hermann – Helmut Bangert ist einer von ihnen. Und wenn es um das Wandern rund um den Teutoburger Wald geht, macht ihm so schnell niemand etwas vor. Im Interview spricht der stellvertretende Fachwart für Wege im Deutschen Wanderverband und Verbandswegewart im Teutoburger Wald Verband über Natur, Genuss und Lieblingsplätze.

Herr Bangert, mehr als die Hälfte der Wanderer ist ohne Karte unterwegs. Was raten Sie ihnen?

Im Teutoburger Wald finden sie ihren Weg. Zusammen mit dem Lippischen Heimatbund betreut der Teutoburger Wald Verein allein im Kreis Lippe rund 1.500 Kilometer ausgezeichnete Wanderwege. Dafür sind mehr als 100 Wegewarte im Einsatz, alle ehrenamtlich. Jeder betreut im Durchschnitt 10 bis 15 Kilometer.  Wir setzen alle 250 bis 300 Meter eine Markierung, und zwar jeweils in beide Richtungen. Dazu kommen auf den Hauptwegen Zielwegweiser an signifikanten Wegekreuzungen. So schafft man gut einen Kilometer pro Stunde.

Sie kümmern sich seit 20 Jahren um die Markierungen und inzwischen auch um die Zielwegweisung in der Wanderregion. Zuletzt durften Sie und Ihre Kollegen viele neue Wege markieren und beschildern.

Das ist richtig und freut uns natürlich sehr. Wir betreuen inzwischen mehr als 50 Wege, die übrigens auch alle im Teuto-Navigator abrufbar sind. Leider müssen wir immer wieder Markierungszeichen ersetzen, weil diese auch gerne als Erinnerung mitgenommen werden. Die Wege müssen gepflegt werden und auch das kostet Zeit. Wer dabei helfen will, ist jederzeit willkommen. Sei es als Wegewart oder indem er uns fehlende Markierungen mitteilt. Hierfür ist übrigens im WALK eine eigene Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse eingerichtet.

Wanderwart Helmut Bangert

Tipps vom Wanderwart Helmut Bangert für Familien, Anfänger und Profis gibt es unter Service/Tipps

Wie hat sich die Wanderregion darüber hinaus weiterentwickelt?

Mit dem Hansaweg und dem Hermannsweg haben wir heute zwei vom Deutschen Wanderverband zertifizierte Wanderwege, zwischen Lemgo und Detmold wurde der Verlauf des Europäischen Fernwanderweges optimiert. In den vergangenen 20 Jahren hat die Region viel an Qualität gewonnen. Im Fokus steht heute das Thema Gesundheit. Angebote wie die Vitalwanderwege durch Bad Salzuflen und Bad Meinberg ziehen Wanderer aus ganz Deutschland ins Land des Hermann, Gesundheitswanderführer machen das Wandern zum Gesundheitserlebnis. Das Kompetenzzentrum Wandern WALK ist ein weiterer Schritt auf dem Weg. Ein solches Zentrum, das die vielen Angebote in der Region bündelt und Ansprechpartner ist, gab es bisher nicht. Hier werden in Zukunft auch Kurse für Wanderführer und Wegemarkierer angeboten und selbst der Europäische Wanderverband will hier präsent sein, schließlich liegt das WALK direkt am Europäischen Fernwanderweg E1.

Reagiert die Region damit auch auf den Trend zum Wandern?

So neu ist der Trend ja nicht. Jeder zweite in Deutschland wandert. Immer mehr Menschen suchen in ihrer Freizeit Erholung in der Natur und die Ruhe als Ausgleich. Auch wandern immer mehr junge Menschen, leider sind diese selten Mitglieder in Wandervereinen. Es gibt aber inzwischen Schulpatenschaften. Die Geschwister Scholl Schule in Herford nutzt den jährlichen Wandertag beispielsweise zur Pflege von ca. 20 Kilometern des Hansaweges. Aber es gibt natürlich nicht den typischen Wanderer. Das reicht von ambitionierten Sportler, die Herausforderungen suchen, bis zu Genusswanderern, die weniger Strecke machen und beim Wandern mehr die Landschaft entdecken wollen, bei denen Sie übrigens auch mich finden.

Wanderwart Helmut Bangert

Und wann ist Ihr Genuss am größten?

Ich bin sehr gerne unterwegs, wenn im Frühling die Natur erwacht oder auch im Herbst. Wenn eine Fernsicht bis zum Brocken angekündigt ist, hält mich als Meteorologen nichts mehr am Schreibtisch. Dann geht es hinauf zum Aussichtsturm auf der Hohen Asch im Extertal und den atemberaubenden Blick genießen. Etwa dreimal im Jahr kann man hier vom Aussichtsturm bis in den Harz gucken. Generell finde ich, dass jede Wanderung von den Ausblicken lebt, die sie bietet. Und davon gibt es im Land des Hermann viele. Ansonsten gehören für mich immer Einkehrmöglichkeiten dazu, wo ich mich willkommen fühle.

Wo ist der Privatmann Helmut Bangert zuletzt gewandert und auf welchen Wegen sehen wir ihn als nächstes?

Im Urlaub bin ich zuletzt mit meiner Frau im Oberharz und auf der Insel Rügen gewandert. Irgendwann wollen wir einmal den Heidschnuckenweg von den Südtoren Hamburgs in Richtung Celle gehen. Deutschland bietet viele schöne Wanderrouten. Es müssen nicht immer die süddeutschen Mittelgebirge oder die Alpen sein. Warum nicht im Land des Hermann?

Wie verstehen sich eigentlich Wanderer und Naturschützer?

Grundsätzlich sehr gut. Wandern gilt ja gemeinhin als eher sanfter Tourismus. Fast jeder Wanderverein hat seinen Naturschutzwart, mindestens einmal im Jahr gibt irgendwelche Umweltaktionen. Außerdem sind wir Wanderer in der Regel nicht zu den Zeiten in der Natur, in denen wir die Tiere von ihnen gestört fühlen, außerdem bleiben wir stets auf markierten Wegen.

2017-05-18T21:17:34+00:0019. Mai 2016|0 Comments